Viel zu erzählen gab es in der Sendung „Plattenkiste“ bei NDR 1 Niedersachsen. Am 14. Februar zwischen 12 und 13 Uhr unterhielten sich Matthias Olschewski, Pastor Bernhard Julius und Mario Buletta mit Moderatorin Martina Gilica über die Arbeit des Paulusensembles in der Paulusgemeinde Melle.
Die evangelisch-lutherische Gemeinde will das Alte bewahren, aber auch Neues beginnen. So fing es an mit Szenischen Lesungen und Live-Hörspielen vor fünf Jahren, berichtet Pastor Bernhard Julius. Da es in Melle kein Kino gibt, wird alle zwei Monate im Kirchenkino ein Film gezeigt. Auch Konzerte stehen auf dem Programm - Live-Musik mit vielen Musikern. Die klassischen Angebote sind ebenso vorhanden: Gruppen und Kreise in der Gemeinde, Gottesdienst selbstverständlich. Doch dem Pastor ist auch daran gelegen, mit neuen Dingen neue Begegnungen auszulösen.
Matthias Olschewski ist seit der Gründung des Ensembles dabei. Mit Mario Buletta war er seit Jahren bekannt. So konnten sie gemeinsam Stücke entwickeln und fanden die Gelegenheit, in der Pauluskirche aufzutreten. 2015 kam Mario Buletta zurück in seine Heimatstadt Melle. Er hatte jahrelang in Theatern gespielt, Komödien geschrieben, war als Kabarettist unterwegs und hat viel Erfahrung. Er kam in Kontakt mit dem Pastor, der sich die Ideen anhörte und spontan sagte: "Dann machen wir das doch mal." Vieles entstammt also der Feder von Mario Buletta, er führt auch Regie. Für die Lesungen muss natürlich viel geübt werden. Die Frage des Sprechens ist für ihn nicht in erster Linie relevant. Denn Mario Buletta kann aus seinen eigenen Erfahrungen Anfängern gut zeigen, wie es richtig gemacht wird - als "Geburtshelfer", formuliert er humorvoll. Wo die Stimme gehoben oder gesenkt werden soll, um mit einer Betonung eine bestimmte Nuance zu finden und zu verdeutlichen, erklärt er den Sprecher*innen.
Das Ensemble ist nicht konfessionell gebunden. Einige sind aus der Kirche ausgetreten. Ökumene ist allen wichtig. Die geistige Freiheit im Paulusensemble begrüßt Mario Buletta. 2017 ging es im Luther-Jahr natürlich auch in der Lesung um Luther. 2018 erinnerte das Stück an den Ausbruch des 30jährigen Krieges 400 Jahre zuvor. Mario Buletta schrieb über Eindrücke durch Kriege von früher bis heute. Im Stück selbst geht es u.a. um einen Sanitätsoffizier, der Traumata mitbekommt und sich von seinen Angehörigen zurückzieht. Eine Szene aus dem Stück zum Thema 1. Weltkrieg haben die Gäste mit in die Sendung gebracht. Das kurze Hörbeispiel zeigt, wie Menschen angesichts des Krieges Veränderungen durchlaufen - von verzeihender, zugewandter Liebe zuvor bis hin zum Hass wegen der veränderten äußeren Umstände.
Mitmachen kann jeder, der Spaß hat, im kleinen Team die Stücke zu erarbeiten, lädt Michael Olschewski ein. Die Mitglieder sind zwischen 14 und 70 Jahre alt. Acht bis zehn Leute sind bei der Lesung dabei, alle Schwarz gekleidet und fast unsichtbar. In der gespannten Stille im Zuschauerraum könnte man eine Stecknadel fallen hören. Das Angebot, sich mit schwierigen Fragen auseinander zu setzen, zieht Publikum an, freut sich Pastor Bernhard Julius. Heute Abend ist wieder etwas Neues dran, erzählt er begeistert: Eine Friday-Night-Session ab 19.30 Uhr - Musik mit einer kleinen Combo, die auftritt. Aber auch andere Musiker können spontan vorbei kommen und allein oder mit den anderen auftreten. Noch ist offen, wer alles kommt und mitspielt in der Pauluskirche. Alle Veranstaltungen dort sind kostenlos, obwohl am Ende um einen Spende gebeten wird. Aber niemand wird ausgeschlossen, weil er sich das nicht leisten kann - alle Interessierten sind herzlich willkommen.